To main Content Block Back to top

Epilepsie bei Erwachsenen

Epilepsie bei Erwachsenen, erworbene epileptische Störung, persistierendes juveniles Epilepsiesyndrom, symptomatische fokale Epilepsien, idiopathische generalisierte Epilepsie, neu auftretende Epilepsie im Erwachsenenalter.

Chronische neurologische Störung, gekennzeichnet durch wiederkehrende Episoden epileptischer Anfälle, die durch eine elektrische Funktionsstörung im Gehirn verursacht werden und im Erwachsenenalter auftreten können, was häufig eine medikamentöse Behandlung zur Kontrolle der Anfälle erfordert.
Beginn epileptischer Episoden aufgrund abnormaler, übermäßiger und synchronisierter neuronaler Aktivität im Gehirn im Erwachsenenalter. Für die Diagnose werden Klassifikationen von Anfällen (fokal oder generalisiert) und zugrunde liegenden Ursachen (Trauma, Hirnverletzung, Tumore, metabolische, vaskuläre Ursachen usw.) berücksichtigt.  

Symptomatologie, Zahlen, Uhrsachen, Diagnose und Referenzen?
Symptomatologie
  • Wiederkehrende epileptische Anfälle
  • Möglicher Bewusstseinsverlust
  • Veränderungen im Verhalten und in der Stimmung während und nach den Krisen
  • Kognitive- und Gedächtnisstörungen
  • Mögliche fokale neurologische Symptome
Wer ist betroffen?

Erwachsene verschiedener Altersgruppen können von Epilepsie betroffen sein, wobei die Ursachen und Erscheinungsformen vielfältig sind. Inzidenz und Prävalenz variieren je nach demografischen und geografischen Faktoren. In Europa sind etwa 8 von 1000 Menschen von Epilepsie betroffen. 

Diagnose

Die Diagnose einer Epilepsie bei Erwachsenen basiert auf einer detaillierten Anamnese, einer neurologischen Untersuchung, einem Elektroenzephalogramm (EEG) und allen bildgebenden Verfahren des Gehirns wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT). Zu den diagnostischen Voraussetzungen gehören: 

1. Mindestens zwei nicht provozierte oder reflektorische Anfälle, 

2. Epilepsie mit spezifischen Merkmalen, die sich im Laufe der Zeit wiederholen. 

3. Diagnose eines spezifischen Epilepsiesyndroms. 

Die Ursache
  • Traumatische Hirnverletzungen
  • Gehirntumore
  • zerebrale Gefäßerkrankungen
  • Neurodegenerative Erkrankungen
  • Stoffwechselursachen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten oder Substanzen
  • Genetische Ursachen
Referenzen

Fisher RS, Acevedo C, Arzimanoglou A, et al. ILAE official report: a practical clinical definition of epilepsy. Epilepsia. 2014 Apr;55(4):475-82. 

Scheffer IE, Berkovic S, Capovilla G, et al. ILAE classification of the epilepsies: Position paper of the ILAE Commission for Classification and Terminology. Epilepsia Open. 2016;1(1-2):1-9. 

Kwan P, Brodie MJ. Early identification of refractory epilepsy. N Engl J Med. 2000 Feb 3;342(5):314-9. 

Klassische Terapie
Terapie mit Cannabis

Klassische Behandlungen

Die Behandlung der Epilepsie bei Erwachsenen zielt darauf ab, Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern. Der Hauptansatz ist der Einsatz von Antiepileptika, welche die elektrische Aktivität des Gehirns modulieren, um übermäßige Entladungen zu verhindern. Es können auch nicht-pharmakologische Ansätze zum Einsatz kommen. 

Problematik: Epilepsie bei Erwachsenen kann komplex sein und erfordert einen individuellen Ansatz. Einige Patienten reagieren möglicherweise nicht ausreichend auf Medikamente oder entwickeln im Laufe der Zeit eine Toleranz. Die richtige Therapie zu finden und Anfälle zu kontrollieren, kann eine große Herausforderung sein. 

Pharmakologische Therapie

Häufigkeit und Wiederauftreten von Anfällen
Möglicher Verlust des Bewusstseins
Verhaltens- und Stimmungsschwankungen während und nach den Anfällen (gestörter Schlaf, Unruhe usw.)
Kognitive Störungen, Gedächtnisstörungen und mögliche fokale neurologische Anzeichen. 

Antiepileptika (Valproinsäure, antiepileptische Barbiturate, antiepileptische Benzodiazepine, Carbamazepin, Carbamate, Clobazam, Clonazepam, Ethosuximid, Felbamat, Phenytoin, Phenobarbital, Gabapentin, Hydantoin, Lamotrigin, Levetiracetam, Losigamon, Oxazolidindione, Oxcarbazepin, Perampanel , Pre Gabalin, Primidon, Rufinamid, Stiripentol, Succinimide, Tiagabin, Topiramat, Vigabatrin)

Nebenwirkungen:

Sedierung, Schläfrigkeit, Asthenie, Schwindelgefühl, Koordinationsstörungen (Ataxie, Dysarthrie, Diplopie), Zittern, kognitive Defizite, Hepatitis, Hypotonie, Stimmungsschwankungen, Verhaltensänderungen und sexuelle Störungen (Libidoverlust, Impotenz), Hautreaktionen, Felbamatinduzierte aplastische Anämie, Hepatoxizität durch Valproat oder Felbamat und Valproat-Pankreatitis, Hirsutismus und Zahnfleischhyperplasie aufgrund von Phenytoin, Schulter-Hand-Syndrom und Morbus Dupuytren aufgrund von Barbituraten, ewichtszunahme durch Valproat, Gabapentin, Pregabalin, Perampanel und Vigabatrin, Gewichtsverlust durch Topiramat, Zonisamid und Felbamat, Fehlbildungen des Fötus. 

Vorteile/Nachteile

Antiepileptika können helfen, Anfälle zu kontrollieren, die Nebenwirkungen können jedoch sehr schwerwiegend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Darüber hinaus können Patienten im Laufe der Zeit häufig eine Toleranz oder eine Arzneimittelresistenz entwickeln.  

Nicht-pharmakologische Therapien
  • Antiepileptische Chirurgie: Bei medikamentenresistenten Fällen wird das für die Anfälle verantwortliche Hirngewebe entfernt. 
  • Stimulation des Vagusnervs. 
  • Ketogene Diät oder andere therapeutische Diäten. 
  • Kognitive und Verhaltenstherapien.  

Die nicht-pharmakologischen Behandlungen könne helfen die Krisenbewältigung zu verbessern und im allgemeinen die Lebensqualität zu verbessern. 

Diese Behandlungen können wirksam sein, erfordern jedoch möglicherweise Engagement, Änderungen des Lebensstils und evtl. auch hohe Kosten. 

Referenzen der Pharmakologischen Therapie

Brodie MJ, Barry SJ, Bamagous GA, et al. Patterns of treatment response in newly diagnosed epilepsy. Neurology. 2012 Oct 30;79(18):1548-54. 

French JA, Kanner AM, Bautista J, et al. Efficacy and tolerability of the new antiepileptic drugs I: Treatment of new-onset epilepsy: report of the Therapeutics and Technology Assessment Subcommittee and Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology and the American Epileps. Neurology. 2004 Apr 27;62(8):1252-60.  

Amanda W Pong, Kevin J Xu, Pavel Klein. Recent advances in pharmacotherapy for epilepsy. Curr Opin Neurol. 2023 Apr 1;36(2):77-85.  

Behandlung mit Cannabis

Cannabinoide können krampflösende und neuroprotektive Eigenschaften haben und die neuronale Aktivität durch Interaktionen mit Cannabinoidrezeptoren und anderen Rezeptoren im Gehirn beeinflussen. Durch die Bindung an CB1-Rezeptoren verringert THC die neuronale Erregbarkeit. CBD bindet verschiedene neuronale Komponenten, einschließlich den GPR55-Rezeptor. Dies kann verhindern, dass eine in Neuronen vorhandene Substanz, Lysophosphatidylinositol (LPI), neuronale Signale verstärkt und so die Ausbreitung epileptischer Entladungen verhindert.

Die optimale Verabreichungsform ist oral als Öl-Auszug, bei akuten Fällen eignet sich auch die inhalatorische Anwendung.

Therapie mit Cannabis

Wiederkehrende epileptische Anfälle
Möglicher Verlust des Bewusstseins
Verhaltens- und Stimmungsschwankungen während und nach den Anfällen, Schlafstörungen, Unruhe usw.
Kognitive Störungen; Gedächtnisstörungen und mögliche fokale neurologische Anzeichen

Cannabidiol (CBD), Tetrahydrocannabinol (THC), Tetrahydrocannabivarin (THCV) und Cannabivarin (CBV), Epidiolex (100 mg/mL CBD, orale Lösung)

Nebenwirkungen:

Im Gegensatz zu klassischen pharmakologischen Therapien sind die Nebenwirkungen von Cannabinoiden im Allgemeinen nicht sehr schwerwiegend, verträglich und verschwinden tendenziell nach Beendigung der Anwendung.

Dazu gehören: Übelkeit, trockener Mund, Rötung der Augen, gesteigerter Appetit, Euphorie, erhöhter Puls, Senkung des Blutdrucks, Schwindel.

Vorteile/Nachteile

Insbesondere bei medikamentenresistenten Epilepsien können Cannabinoide eine wirksame Therapieoption darstellen. Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bestimmen. 

Der Stand der wissenschaftlichen Studien (klinische Beobachtungen)

Studien zum Einsatz von Cannabis bei der Behandlung von Epilepsie bei Erwachsenen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind jedoch noch in Entwicklung. Es wurden Studien zur Wirkung von CBD auf fokale Anfälle bei Erwachsenen durchgeführt. In einigen Fällen wurde eine deutliche Reduzierung der Anfälle durch die Verwendung von Cannabisextrakten mit hohem CBD-Gehalt berichtet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die individuellen Reaktionen unterschiedlich sind und nicht alle Patienten die gleichen positiven Ergebnisse erzielen. Die Nebenwirkungen von Cannabinoiden wie THC und CBD gelten im Allgemeinen als weniger schwerwiegend als die vieler herkömmlicher Antiepileptika. Allerdings kann die Vielfalt der verfügbaren Formulierungen die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung beeinflussen. Zukünftige Studien sollten die optimalen Dosierungen, Mischungsverhältnisse und Verabreichungsarten sorgfältig untersuchen. 

Referenzen Cannabis-Therapie

Sidra Zaheer, Deepak Kumar, Muhammad T Khan, et al. Epilepsy and Cannabis: A Literature Review. Cureus. 2018 Sep; 10(9): e3278. 

Giulia S Porcari, Cary Fu, Emily D Doll, et al. Efficacy of artisanal preparations of cannabidiol for the treatment of epilepsy: Practical experiences in a tertiary medical center. Epilepsy Behav. 2018 Mar;80:240-246. 

Evan C. Rosenberg, Simon Chamberland, Michael Bazelot, et al. Cannabidiol modulates excitatory-inhibitory ratio to counter hippocampal hyperactivity. Neuron, Volume 111, ISSUE 8, P1282-1300.e8, April 19, 2023. 

Klassische Terapie
Klinische Erfahrung zum Einsatz von medizinischem Cannabis

Chirurg, private Beratung

Mann, 43, leidet an arzneimittelresistenter Epilepsie und geistiger Behinderung  

Klassische Therapie vor Beginn der Cannabis Therapie
  • Levitiracetam, 500 mg, 2 Mal täglich
  • Carbamazepin, 400 mg, 3 Mal täglich
Cannabis Therapie
  • Carbamazepin, 400 mg, 3 Mal täglich
  • Valproinsäure, 150 mg, 3 Mal täglich
  • Cannabis Flos Bedica-Extrakt (Öl) (THC 14 %, CBD <1 %) 1000 mg + reines CBD 2000 mg (10 Tropfen 3 Mal täglich + 30 Tropfen in der Kapsel vor dem Schlafengehen)
  • Cannabis Flos Bedica-Extrakt (Öl) (THC 14 %, CBD <1 %), 10 g in 400 ml Ethylalkohol, anschließende Verdünnung in 100 ml MCT-Öl, 10 Tropfen abends
  • Cannabis Flos Bedrolite-Extrakt (Öl) (THC 1 %, CBD 9 %), 10 g + reines CBD, 3500 mg, 15 Tropfen 2-mal täglich

Die anfängliche CBD-Dosis betrug 0,5 mg/kg/Tag und wurde schrittweise erhöht, bis die Enddosis erreicht wurde. 

Ergebnisse

Vor der Behandlung hatte der Patient jede Woche einen schweren generalisierten Anfall und kleine Anfälle (partiell, myoklonisch) tagsüber und noch schlimmer nachts. Nach zweijähriger Behandlung hat der Patient mit der durchgeführten Behandlung eine klinische Stabilisierung erreicht und berichtet jetzt über nur eine monatliche Krise (von geringerer Intensität als zuvor, mit spontaner Auflösung) und über das Verschwinden der täglichen Krisen.

Nebenwirkungen

Keine Rückmeldung

Follow-up

Regelmäßige Überwachung mit kontinuierlicher Aufrechterhaltung der Verbesserungen.  

Schlussfolgerungen

Die Integration von Cannabisextrakten, insbesondere CBD, in die antiepileptische Therapie kann dazu beitragen, die Anfallskontrolle bei Erwachsenen zu verbessern, was sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt.

Realisiert mit freundlicher Unterstützung von:

provinz