Ärztliche Sprechstunden online - Anwendungsgebiete von medizinischem Cannabis
Veranstaltungsreihe des Cannabis Social Clubs 2021
Cannabis in der Asthmatherapie und bei Hypertonus (Bluthochdruck)

Dr.in Anne Gastmeier
Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie, Facharztpraxis Bäkemühle (D)
Was ist Asthma, was ist eigentlich Bluthochdruck? Was sind ihre Folgen? Wie sehen die klassischen Behandlungsmethoden aus, was können sich Patient*innen von einer Behandlung mit Cannabis erwarten und wie kommen Patient*innen zu einer Verschreibung von medizinischem Cannabis?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich Expert*innen und medizinisches Fachpersonal auseinandergesetzt, um sie an einem Themenabend mit Interessierten zu besprechen. Die Ergebnisse der medizinischen Sprechstunde können Sie hier nachlesen, ebenso kann die Videoaufzeichnung der gesamten Veranstaltung angesehen werden. Das nebenstehende Infoblatt kann bei Bedarf auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Asthma und Bluthochdruck
Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege. Sie führ zur Verengung der Bronchien, Beklemmung in der Brust, zu Anfällen von Atemnot, Husten und pfeifenden Atemgeräuschen. Diese Symptome treten in der Regel anfallsartig auf. Nach einem Anfall sind Asthmatiker*innen in der Regel symptomfrei. Beschwerden treten dann erst beim nächsten Anfall wieder auf.
Hypertonus bedeutet Bluthochdruck, wobei damit der Hochdruck in den Schlagadern des großen Blutkreislaufs im Körper gemeint ist. Der Hypertonus ist eine sehr häufige Erkrankung und tritt häufig zusammen mit Bewegungsmangel und Übergewicht auf.
Wird Bluthochdruck nicht behandelt, entwickelt sich im weiteren Verlauf eine chronische Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) mit Erweiterung der Herzkammern. Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Wer unter einer Hypertonie leidet, hat ein 3- bis 4-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Klassische Behandlung
Die Asthma-Behandlung besteht zum einen aus einer medikamentösen Therapie mit entzündungshemmenden und bronchienerweiternden Medikamenten. Die Therapie richtet sich nach der Asthmakontrolle und ist als sogenanntes Stufenschema aufgebaut. Von Stufe zu Stufe wird die Behandlung intensiviert.
Unterstützend zu den Asthma-Medikamenten werden auch nichtmedikamentöse Maßnahmen empfohlen. Dazu gehören: körperliches Training, Gewichtsreduktion, Tabakentwöhnung und Atemphysiotherapie.
Bluthochdruck kann oft nicht mit einem einzelnen Medikament (Monotherapie) auf den Zielblutdruck gesenkt werden. Dann ist eine Kombinationstherapie sinnvoll, bei der mehrere blutdrucksenkende Präparate miteinander kombiniert werden.
Die Nebenwirkungen nehmen im Vergleich zur erwünschten Wirkung mit steigender Dosierung überproportional zu, so dass es oft besser ist, eine Kombinationstherapie mit zwei oder drei niedrig dosierten Substanzen zu verwenden als eine Einzelsubstanz in hoher Dosierung.
Behandlung mit Cannabis
Cannabis hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Mit seinen zusätzlichen entzündungshemmenden, schmerzlindernden und krampflösenden Eigenschaften stellt es eine optionale Behandlungsmethode gegen die Symptome bei Asthma und Hypertonus dar.
Die Behandlung beider Erkrankungen zielt darauf ab, die Häufigkeit und die Stärke der Symptome zu reduzieren, damit die Funktionsfähigkeiten von Lunge und Kreislauf möglichst erhalten bleiben.
Asthma: In der Palliativmedizin haben Studien gezeigt, dass die Therapie mit Cannabis zu einer Reduktion von Angst und Stress führt. Diverse Symptome bei Asthma sind nicht als Einzelstörung sondern als eine Art Symptom - Entourage diverser Erkrankungen - zu sehen. Laut verschiedener Studien führt die Behandlung mit Cannabis zu einer allgemeinen Verbesserung des Krankheitsbildes und zu einer besseren Lebensqualität.
Hypertonus: Es fehlen auch hier noch weitere Studien und die Auswertung weiterer Daten.
Bei älteren Erwachsenen mit Hypertonie war in einer Studie zu einer Cannabisbehandlung über 3 Monate jedenfalls eine Senkung der systolischen und diastolischen 24-Stunden-Blutdruckwerte mit einem Tiefpunkt 3 Stunden nach der Cannabisverabreichung festzustellen.
Die Nachteile können eher praktischer bzw. logistischer Natur sein, da es oft schwierig ist Ärzt*innen zu finden, die für eine Verschreibung von medizinischem Cannabis offen sind. Des Weiteren führt eine verfehlte Gesundheitspolitik dazu, dass nur sehr wenige Apotheken das Naturheilmittel führen und immer wieder mit Lieferengpässen zu kämpfen haben.
Zugang zu medizinischem Cannabis
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis können alle Ärzt*innen vornehmen, die über Erfahrung und Fachwissen in diesem Bereich verfügen, Voraussetzungen welche notwendig sind, um die Verabreichung von Cannabis in das oft komplexe Krankheitsbild der Patient*innen als Therapie bestmöglich einzuordnen.
Was den rein verschreibungspflichtigen Aspekt betrifft, so kann jede*r Arzt*Ärztin Cannabis auf einem "weißen" Rezept verschreiben, wenn ein Minimum an wissenschaftlich akkreditierter Literatur vorhanden ist. Dies ist bei Asthma und Bluthochdruck der Fall.
Bis heute gehören Asthma und Bluthochdruck nicht zu den im Dekret vom 9. November 2015 angeführten Pathologien, für welche die kostenlose Abgabe durch den Gesundheitsdienst vorgesehen ist.
Cannabis Social Club - Bozen
Dantestr. 2, Bozen
Mo - Fr 09:00 - 17:00 Uhr
Tel.: +39 0471 1817167
Aufzeichnung ansehen
Die Abendveranstaltung zu diesem Thema fand online am 23.11.2021 statt und kann hier nochmal angesehen werden.
An der Diskussion nahmen teil:
- Dr. Anne Gastmeier, Expertin
- Dr. Aldo Leonardo Berti, Hausarzt, Präsident des Cannabis Social Club, Bozen
- Dr. Roberto Pittini, Facharzt für Anästhesie und Schmerztherapie, Meran
- Peter Grünfelder, Koordinator Cannabis Social Club, Bozen
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